Die 40-Stunden-Woche als Vollzeit-Definition muss endlich wegfallen! Wir kommen ins Straucheln bei der täglichen Care-Arbeit, obwohl wir uns diese sehr gut gemeinsam aufteilen. Wir hetzen von Arbeit zu den Kindern, die Kitas und Schulen haben mitunter kürzere Öffnungszeiten. Gesellschaft, Unternehmen, Lobbies, ändert euch endlich!
Inhaltsverzeichnis
40 Stunden sind für Familien unvereinbar
Mir ist bewusst, dass ich diese Worte aus einer Position heraus schreibe, die eigentlich eine Gute ist. Ich habe in meinem (Teilzeit-) Hauptjob freie Zeiteinteilung, für mein Gewerbe als Nebenjob ebenfalls. Mein Mann, der 40 h in Vollzeit arbeitet, kann für dringende (das sind so einige) Termine Homeoffice machen oder später ins Büro fahren. Dadurch können wir einiges abfangen und doch sind 40 h Vollzeit zu viel für eine Familie, die nicht durch den Alltag hetzen will. Vereinbarkeit wird erschwert, weil 40 Stunden die Norm sind.
Für uns heißt Vereinbarkeit früh aufstehen
Wir sprechen viel über Vereinbarkeit. Ich sah mich zwischendurch durch die Mental Load Welle ungerecht behandelt, jedoch trifft das auf mich gar nicht zu. Dazu an anderer Stelle mehr. Was jedoch zutrifft: Ich möchte Zeit mit meinen Kindern und meinem Mann verbringen.
Deshalb beschlossen wir gemeinsam, dass er so früh wie möglich zur Arbeit fährt und dann entsprechend um halb 5 zu Hause ist. Kein Vergleich zu früher, als er pendelte und erst kam, wenn das Kind schon schlief. Früh aufstehen fordert seinen Tribut, das wissen Schichtarbeitende wohl noch viel besser. Müdigkeit ist ein Klotz am Bein.
Einer wird krank und das System stürzt ein
Ich hatte kürzlich stark zu kämpfen mit einem Infekt, einer Grippe, was auch immer. Ich war drei Tage komplett nicht ansprechbar und danach nicht belastbar. Mein Mann strauchelte mit der Versorgung, dem Wegbringen & Abholen der Kinder – und der Nacharbeit seiner Arbeitszeit bis in den späten Abend. Keine Freizeit und das über einige Tage lang. Es stimmt definitiv, dass allein verantwortlich nicht alleinerziehend ist und doch frage ich mich, wie er das klaglos gewuppt hat. Mich macht bereits ein Tag außerhalb der Absprachen wuschig!
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Kinder – Arbeit – Kinder – Arbeit – schlafen
Wenn einer krank ist
Die Kita hat 10 Stunden geöffnet, womit wir Glück haben. Man blicke nur auf die vielerorts vorhandenen Teilzeitkitas! Mit einem Vollzeitplatz (7 – 9 Stunden) benötigen wir nicht den gesamten Umfang. Das wäre für unsere kleinen Kinder auch zu viel.
Verantwortung teilen geht nicht mehr
Also wurde alles rund um unsere normale Bring- und Abholzeit geplant. Immerhin wollen wir gut gelaunte Kinder hinbringen und abholen. Das bedeutete aber auch: So einige Minusstunden, die abends nachgeholt werden müssen, wenn eigentlich Ausruhzeit wäre.
Unser Vereinbarkeitskonstrukt basiert glücklicherweise darauf, dass wir uns die Verantwortung teilen. Doch das funktioniert nicht mehr, wenn einer schlimm krank ist. Was nun?
40 Stunden können keine Vereinbarkeit sein
Es gibt sicherlich Eltern, die mit einem gemeinsamen Vollzeitmodell zufrieden sind. Ich bin es nicht. Immer wenn eine Meldung durch die Medien fliegt, habe ich kurze Hoffnung, dass sich bald etwas ändert. Ich finde 35 Stunden schon sehr viel.
„Einen Tipp für Politiker*innen habe ich auch: Bei allen Planungen für Gesetze einfach mal an eine alleinerziehende Person mit einem behinderten Kind denken. Politik muss es schaffen, einem alleinerziehenden Elternteil mit einem Kind mit erhöhtem Pflege- und/oder Betreuungsbedarf ein gutes Leben zu ermöglichen.“
Warum die 40-Stunden-Woche nicht mehr zeitgemäß ist, Mareice Kaiser
Das ist genau der Punkt! Als Paar kommen wir bereits im normalen Alltag in Vereinbarkeits-Stress, wenn ein Termin auf den nächsten folgt und auch das nächste Kind krank wird. Noch übler: Alleinerziehende haben in der Politik kaum ein offenen Ohr.
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Es kann doch nicht sein, dass gerade die Eltern, die nicht nur allein verantwortlich, sondern auch alleinerziehend sind, die größte Last tragen. Geprellte Unterhaltsforderungen, Geldsorgen etc. sind hier noch nicht mal einbezogen.
Vollzeit muss variabel sein
Ich wünsche mir eine Gesellschaft und allgemein Arbeitgeber und Chefs, die mir nicht ins Gesicht sagen: „35 h sind nicht ausreichend für eine Teamleitung, da müsste man weit mehr als 40 Stunden arbeiten“. Alles schon erlebt, definitiv für meine Reihe Arbeitgeber from Hell, aber zum Glück nicht im aktuellen Lieblingsjob.
Das Schlimme ist doch, nicht jeder hat die Möglichkeit, sich im großen Radius um einen anderen Job zu kümmern. Zum Beispiel weil nicht die Gegebenheiten vorhanden sind, man an das Haus / die noch bezahlbare Wohnung, den Kita-Platz, die Nähe zur Familie etc. gebunden ist.
Und dann gibt es natürlich noch ArbeitnehmerInnen, die kinderlos sind, aber dennoch ihre Stunden reduzieren möchten. Reisen, erleben, leben – außerhalb des starren 40 Stunden Konzeptes. Es scheint mir, hier wird zum Teil ebenso wenig mit Verständnis reagiert, wie bei Eltern. Immerhin bekommen sie nicht den Muttistempel aufgedrückt, doch welchen dann? Faulheit? Du-hast-keinen-Ehrgeiz-Stempel?
Ich wünsche mir für Eltern in Arbeitsverhältnissen…
Ich wünsche mir Arbeitsverhältnisse, die flexibel von Mitarbeiter zu Mitarbeiter sind. Man kommt nach der Elternzeit zurück an den Arbeitsplatz? Das ruft doch nach einer 20 – 25 Stunden Woche! Die Kinder sind aus dem Gröbsten raus? Super, 30 – 35 Stunden Woche! Das ist durchaus durchführbar, auch in kleinen Unternehmen. Das kann ich bestätigen. Und wem das zu viel ist: Prima! Wäre doch toll, wenn jeder das selbst mit dem Arbeitgeber absprechend (nicht hart verhandeln!) könnte. Immerhin hat jeder andere Pendelwege und Ansprüche.
Ich wünsche mir Arbeitsverhältnisse, in denen Teilzeit kein Makel ist. Auch erlebte ich, dass man mir in einem Unternehmen schönen Urlaub wünschte, als ich – wie immer – um 14 Uhr ging um mein Kind abzuholen. Das an sich ist eine große Unverschämtheit, Arbeitszeit darf nicht mit Präsenzzeit verglichen werden! Dass ich sehr lange die erste Mitarbeiterin im Büro war, legte man mir hingegen nicht positiv aus. Hat ja keiner gesehen. Präsenzzeit ist nicht gleich Arbeitsqualität!
Ich wünsche mir Unterstützung für große und kleine Familien. Das kann sehr individuell aussehen: Verringerte Arbeitszeit, flexible Arbeitszeiten, Bevorzugung bei der Urlaubsvergabe – ja, das ist ein großes Problem! – mehr Gespräche mit Arbeitgebern, Wertschätzung und einen Fokus auf das Können, nicht auf das Merkmal Mutter oder Vater. Eben Verständnis auf beiden Seiten.
Was wünschst du dir?
Du sprichst mir aus der Seele. Wir haben Glück das ich auf 30h runter gehen konnte und mein Mann auch einiges mit Homeoffice an manchen Tagen abfeddert. Aber durch das abendliche Arbeiten um Nachmittags zeit mit den kids zu haben bleibt Erholung und Freizeit wirklich auf der Strecke..
Lg andrea
Hi Andrea,
und das ist so schade!
Teils ist gerade das das Anstrengende: Man soll die Zeit genießen, in der die Kinder so klein sind und dann strauchelt man so durch jede freie Minute.
Echt schwer!
Liebe Grüße
Sarah
Unser Jüngster wird im Sommer zwei. Und schon länger überlege ich hin und her wie es klappen soll wieder arbeiten zu gehen.
30 Stunden würden nicht mit den Kindergarten Öffnungszeiten zusammen passen. Mein Mann kann die Kinder morgens auch nicht zum Kindergarten bringen und abends nicht abholen. Und bei 20 Stunden würde von meinem Lohn kaum etwas übrig bleiben wenn man Betreuungskosten und Fahrtkosten abzieht.
Zur Zeit sind es einfach zu viele Dinge die einem das Arbeiten schwer machen.
Lg Sandra
Hi Sandra,
das kommt ja noch dazu: Kita-Kosten in einigen Bundesländern.
Das ist doch Wahnsinn, dass das überhaupt möglich ist, dass es sich nicht lohnt, arbeiten zu gehen. :-(
Liebe Grüße
Sarah
Die Kindergarten Kosten sind hier eigentlich noch ganz ok. Würde ich arbeiten gehen würden sie allerdings steigen da sie nach Einkommen berechnet werden. Und dann wohnen wir auf dem Dorf. Das heißt zweites Auto müsste her.
Und wenn ich die höheren Kindergartenkosten, Kosten für ein zweites Auto, die mindestens 200km Arbeitsweg pro Woche und das Essensgeld für den Kindergarten zusammen rechne dann bleibt mir einfach zu wenig übrig.
Das ist sooo krass!
Ich finde das so schade, denn es gibt sicher viele, die gerne Mama sein und arbeiten wollen.
Aber nicht um jeden Preis!
Ich kann da vorallem eines sagen. Frauen unterstützt euch gegenseitig. Gründet Netzwerke und kämpft für eure Themen. Nach meiner Erfahrung kommt da von der Männerwelt wenig.
Klar manche würden manche gerne weniger arbeiten. Aber es ist nicht wirklich akzeptiert. So sind es die Frauen die zurück stecken und die Männer arbeiten Vollzeit. Sie trauen sich auch oft nicht auszubrechen. Und weil die Arbeitswelt so männlich gelenkt ist wird sich auch so schnell nichts ändern. Leider!
Frauen müssen mit ihren Anliegen deutlich und „gemeinsam „ an die Öffentlichkeit damit endlich auch die weiblichen Anliegen gehört werden.
Zum Glück gibt es in großen Unternehmen mittlerweile Frauennetzwerke und Diversity beauftragte. Aber auch in kleinen Unternehmen schaut bitte dass ihr euch zusammentut. Das sind starke Zeichen und ich hoffe dass sich dadurch die Gehenwnheiten für alle in der Arbeitswelt bessern können und ein Umdenken stattfinden kann.
Ich bin da in meiner Stadt und meinem Unternehmen federführend. Oft ist es zäh aber ich gebe nicht auf dass wir Schritt für Schritt was ändern können. Auch für unsere Kinder aber es geht nur gemeinsam.
Super, Tine!
Danke für den Aufruf!
Netzwerke können so wertvoll sein.
Und ich habe im Krankenhaus immer noch standardmäßig eine 42 Stunden Woche!
Zum Glück haben mein Mann und ich beide die Möglichkeit 80 Prozent zu arbeiten, sonst wüsste ich nicht wie wir es ohne Großeltern in der Nähe schaffen sollten…
Was, ich dachte gerade in den großen Kliniken / öffentlicher Dienst usw. sind es eher 35 – 38 h.
Ich wusste gar nicht, dass es das im großen Rahmen gibt.